Neue Hilfe für Obdachlose
 


Aktuelles aus dem Diakonischen Werk

Neue Hilfe für Obdachlose

Seit 1. Januar 2019 kooperiert die Stadt mit der Diakonie. Ein Streetworker soll Bedürftige unterstützen. Doch dieser wird noch gesucht.

Menschen, die in Neumarkt auf der Straße schlafen, sieht man selten. In den vergangenen Wochen beschäftigte die Stadt sowie die Polizei aber ein Mann, der die eisigen Nächte in der Neumarkter Innenstadt verbrachte. Viele Bürger bekamen davon nichts mit, nur vereinzelt diskutierten User auf Facebook darüber. Betrachtet man die nackten Zahlen, wird das Problem klar. Laut Auskunft der Stadt leben aktuell rund 80 Obdachlose in Neumarkt – fast doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Die Stadtverwaltung reagierte darauf. Der Verwaltungs- und Kultursenat stimmte in der Dezember-Sitzung ohne Gegenstimme für eine neue Kooperation zwischen der Diakonie Nürnberger Land Neumarkt und der Stadt Neumarkt. Offiziell gilt diese seit 1. Januar 2019. Aktuell sucht die Diakonie nach Aussagen des geschäftsführenden Vorstands, Detlef Edelmann, aber noch Personal. Die aufsuchende Tätigkeit des Streetworkers umfasst 15 Stundenpro Woche. Wann die Stelle besetzt wird, kann Edelmann noch nicht abschätzen. 30 000Euro pro Jahr Unter anderem soll das Fachpersonal bei Gesprächen in den Unterkünften dafür sorgen, dass die Obdachlosen bessere Chancenhaben,wieder in die Gesellschaft und in die Arbeitswelt integriert zu werden. Außerdemhelfen die sozialen Mitarbeiter bei Behördengängen und bei der Schuldnerberatung. Das Hilfsangebot richtet sich an Erwachsene, die Suchtprobleme haben und/oder psychisch krank sind und in einer Obdachlosenunterkunft in Neumarkt leben. Die Stadt Neumarkt gibt dafür jährlich30 000 Euro aus. Aktuell gibt es am Blomenhof, in der Goldschmidtstraße, in der sogenannten ehemaligen Pension Blomeier und in weiteren Räumlichkeiten im Stadtgebiet Wohnunterkünfte für Obdachlose. In der Goldschmidtstraße ist zudem geplant, weitere Containermit 20 Plätzen aufzustellen. Sie dienen laut städtischer Satzung nur als vorübergehende Bleibe. Die Bewohner zahlen 120 Euro pro Monat. Dafür bekommen die Obdachlosen ein karges, kleines Zimmer mit einem Bett und einem Spint. Zudem sind in den Containern Sanitäranlagen untergebracht. Ab und an komme es in den Neumarkter Wohncontainern zu Raufereien, wie Polizeihauptkommissar Bernhard Kölbl auf Nachfrage mitteilt. Neben Körperverletzungen ist es 2018 viermal zu Sachbeschädigungen an Containern in der Goldschmidtstraße gekommen. Besonders auffällig im Hinblick auf Straftaten seien die Obdachlosenabernicht. Gemäß des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes (LStVG) sind die Städte undGemeinden als Sicherheitsbehörden für die Unterbringung von Obdachlosen zuständig. Detlef Edelmann von der Diakonie ist aber der Meinung, dass die Prävention von Wohnungslosigkeit durch Kooperation von kommunalen und freien Trägern eine mittelfristige Aufgabe des Landkreises sei. „Weil der Landkreis Neumarkt sozial und finanziell so stark ist.“ Das Landratsamt teilt auf Nachfrage und mit Verweis auf das LStVGmit, dass der Landkreis lediglich bei Obdachlosigkeit von Kindern, Jugendlichen, unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und Asylbewerbern, die dem Landkreis zugeteilt sind, zuständig sei. Darüber hinaus biete das Landratsamt eine Beratung für sozial bedürftige Landkreisbürger an. ZumBeispiel werden Wohnberechtigungsscheine für den Bezug von Sozialbauwohnungen erteilt. Das Sozialamt und das Jobcenter gewähren außerdemHilfen zur Sicherung der Unterkunft und angemessene Unterkunftskosten. Individuelle Unterstützung Welche Probleme der neue Streetworker imDetail bei den Neumarkter Obdachlosen anpacken muss, ist noch unklar. „Jeder Fallmuss individuell betrachtet werden“, sagt Gertrud Heßlinger vom Sozialamt. Die zweite Bürgermeisterin hatte bereits vor eineinhalb Jahren gefordert, dieObdachlosensozialpädagogisch zu unterstützen. Mit der neuen Kooperation soll den Bewohnern der Container dauerhaft der Schritt aus der Obdachlosigkeit gelingen. Die fünfstellige Summe, welche die Stadt dafür ausgibt, siehtHeßlinger als gut investiertes Geld. „Obdachlose dürfen nicht auf sich alleine gestellt sein“, sagt sie. Die Hilfe des Streetworkers müssen die Obdachlosen aber nicht annehmen. Die Unterstützung ist ein freiwilliges Angebot. Auch der Mann, der im Dezember seine Nächte in der Neumarkter Innenstadt verbrachte, wollte anfangs keine Hilfe annehmen, wie Stadtsprecher Dr. Franz Janka sagt. Bei einem zweitenVersuch ließ er sich aber doch überreden und wurde vor bitterkalten Nächten im Freien bewahrt. Er wurde in eine Unterkunft der Stadt gebracht.

Interview mit Detlef Edelmann, Geschäftsführender Vorstand der Diakonie:

Ursachen der Probleme finden

Wie groß ist das Problem Obdachlosigkeit in Neumarkt?

Diesewachsende Personengruppe ist kein Neumarkter Phänomen. Die Stadt wächst. Mit nun mehr über 40.000 Bürgern stellen sich zusehends soziale Fragen anders.

Die Stadt kooperiert seit 1. Januar 2019 deshalb mit der Diakonie. Wie soll die Arbeit in der Praxis aussehen?

Zielgruppe sind Menschen ab18 Jahren, die inden Obdachlosenunterkünften der Stadt leben. Die Diakonie bietet für diese Menschen im Rahmen aufsuchender Beratungen über bestehend eHilfsangebote Beratung und Begleitung an. Dafür ist es notwendig, zu den Menschen zu gehen, dorthin wo sie zur Zeit wohnen.

Wie läuft der erste Kontakt des Streetworkers mit den Obdachlosen ab?

Zuerst geht es um ein Kennenlernen und den Aufbau eines vertrauensvollen Kontaktes. Zunächst gilt es herauszufinden, welche Probleme bestehen und wasdie Ursachen sind. Dabei ist jeder Menschanders. Jeder Fall ist individuell.

Und welchen Part übernimmt die Stadt Neumarkt?

Die Stadt Neumarkt stellt die Unterkünfte zur Verfügung und ist für die Zuweisung zuständig. Zudem finanziert sie die aufsuchende Beratung.

Meldung vom: 03.01.2019